
11 Feb Unser Fokus liegt eher auf den Menschen, die unter dem Klimawandel leiden
Die Sozialdemokratie steckt europaweit in der Krise. Auch in Luxemburg musste die LSAP in den vergangenen Jahren eine Wahlschlappe nach der anderen hinnehmen. Im Interview sprechen Georges Sold (27) und Amir Vesali (23), Präsident und Generalsekretär der Jugendorganisation „Jonk Sozialiste Lëtzebuerg“ (JSL), über das Nachwuchsproblem ihrer Mutterpartei und erklären, weshalb die Grünen „eigentlich alles richtig machen“, sie sich trotzdem bei den Sozialdemokraten engagieren und sich gerade deshalb mehr Unterstützung von der Parteileitung wünschen.
Tageblatt: In einer Pressemitteilung hat die JSL vergangene Woche gefordert, dass die Regierung ein Referendum in Erwägung ziehen sollte, in dem den Bürgern die Wahl gelassen wird, ob sie Teil einer konstitutionellen Monarchie bleiben oder sich einer demokratischen Republik öffnen wollen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Amir Vesali: Nach der Analyse des Waringo-Berichts haben wir entschieden, dass es in unserer heutigen modernen Gesellschaft durchaus angebracht ist, die Bürger um ihre Meinung zu fragen. Wir wissen, dass viele Menschen sich noch zur Monarchie bekennen, doch das ändert nichts daran, dass die Frage nach Monarchie oder Republik berechtigt ist. Wir wollten damit nicht um jeden Preis die Republik durchsetzen, sondern der Bevölkerung den Puls fühlen.
Georges Sold: Es war von Beginn an abzusehen, dass die Monarchie mit Samthandschuhen angefasst werden würde. Kurz nach Veröffentlichung des Waringo-Berichts war der richtige Moment, um solch einen Vorstoß zu wagen.
Die Mutterpartei scheint sich uneins zu sein, was sie von dieser Forderung halten soll. War die Mitteilung mit der Parteileitung abgesprochen?
G.S.: Nein, wir sind eine unabhängige Unterorganisation der LSAP und äußern unsere freie Meinung. Wir halten nur selten Rücksprache mit der Partei.
Hat die Parteileitung Sie wegen dieses Vorstoßes kritisiert?
G.S.: Überhaupt nicht. Es liegt aber wohl daran, dass viele Sozialisten keine großen Monarchisten sind.
A.V.: Einige hatten sich wohl von unserer Mitteilung distanziert und darauf hingewiesen, dass das nicht im Koalitionsabkommen steht. Wir wollten aber lediglich eine Prinzipienfrage stellen. Ich glaube, es wäre auch nicht angebracht gewesen, wenn die LSAP sich komplett gegen unseren Vorschlag gestellt hätte.
Die LSAP bemüht sich zwar, wird ihr Altherren-Image aber nicht richtig los. Wie kommt ein junger Mensch auf die Idee, sich gerade bei der LSAP zu engagieren?
G.S.: Für mich war es eine Prinzipienfrage. Ich war schon immer Sozialist und konnte mich mit diesen Werten identifizieren. Deshalb bin ich mit 16 Jahren der LSAP beigetreten. Die Frage sollte eher lauten, wieso ich nicht aus der Partei ausgetreten bin (lacht). Ich muss gestehen, dass ich oft darüber gedacht habe, aber was wäre die Alternative gewesen? Ich hätte zu „déi Lénk“ wechseln können. Schließlich habe ich mich dann aber dazu entschieden, dabei zu helfen, die LSAP wieder aufzubauen und sie zu retten.
A.V.: Bei mir war es auch eine Prinzipienfrage. Viele junge Menschen, die politisch aktiv werden wollen, gehen heute zu den Grünen. Ich finde aber, dass eine sozialistische Partei wichtig ist und durchaus ihre Daseinsberechtigung hat. Für mich war es kein Argument, dass sie bei den Wahlen kontinuierlich an Zustimmung verloren haben. Es hat mich eher gereizt, das System von innen zu verbessern, damit wir irgendwann wieder stolz auf unsere Ergebnisse sein können.