Für eine gestärkte Verkehrssicherheit

Luxemburger Wort du samedi 1 juillet 2023 / Cécile Hemmen Und Amir Vesali *
Transports / Mobilité, Luxembourg

Die Autoren sehen dringenden Handlungsbedarf, insbesondere beim Umgang mit Alkohol am Steuer

In unserer Gesellschaft ist es nicht ungewöhnlich, solche Gesänge wie „Einer geht noch, einer geht noch rein …” oder „Eins ist keins …” zu hören und möglicherweise sogar im betrunkenen Zustand mitzusingen. Doch diese vermeintlich harmlosen Sprüche spiegeln eine tief verwurzelte Verharmlosung des übermäßigen Alkoholkonsums wider. Der Konsum von Alkohol birgt diverse Probleme und Herausforderungen. Es ist wichtig, sich mit den verbundenen Schwierigkeiten auseinanderzusetzen und angemessene Lösungen zu finden.

Die Statistiken zur Verkehrssicherheit in Luxemburg sind besorgniserregend und fordern die Regierung dazu auf, dringend zu handeln. So hat die Zahl der Verkehrstoten, die ohnehin weit über dem europäischen Durchschnitt liegt, im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau deutlich zugenommen. Die schwersten Unfälle werden in den Kantonen Redingen, Wiltz und Clerf verzeichnet.

Basierend auf freiwillig gemeldeten Daten luxemburgischer Autofahrer zeigt Luxemburg europaweit die höchste Häufigkeit von Geschwindigkeitsüberschreitungen und Alkohol am Steuer auf. Autofahrer aus dem Großherzogtum scheinen die Straßenverkehrssicherheit zunehmend zu vernachlässigen und dadurch bringen sie ihr eigenes sowie das Leben der anderen Verkehrsteilnehmer in Gefahr. Daher stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, dieser besorgniserregenden Entwicklung entgegenzuwirken.

Eine Verschärfung der Gesetzgebung Die luxemburgische Gesetzgebung in Bezug auf Alkohol am Steuer wird im Vergleich zu anderen europäischen Ländern häufiger missachtet und muss deshalb verschärft werden. Einerseits müssen die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung zu diesem Thema nachgebessert werden. Andererseits ist es notwendig, die Kontrollen und Sanktionen zu erhöhen, um eine konsequente Einhaltung der Verkehrsregeln zu gewährleisten. Mit Blick auf Alkohol am Steuer gilt es, eine Null-Toleranz-Politik durchzusetzen.

Die Zahlen sprechen für sich: Die schwersten Unfälle treten in der Regel an Wochenenden auf und fordern zahlreiche Opfer, darunter viele Tote. Das Zeitfenster mit den meisten Unfällen erstreckt sich zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens. In fast drei von vier Fällen stellten die Polizeibeamten einen zu hohen Alkoholpegel fest.

Die These des „betrunkenen Utilitaristen” suggeriert, dass Menschen unter Alkoholeinfluss eher bereit sind, Schaden für das Allgemeinwohl in Kauf zu nehmen. Die alarmierenden Zahlen verdeutlichen diese Problematik. Im Jahr 2021 wurden laut Polizeiberichten 80 Prozent der Führerscheinentzüge aufgrund überhöhter Alkoholwerte verzeichnet. Zudem ergab die Unfallbilanz von 2022, dass 16 Prozent der schweren Unfälle und 44 Prozent der tödlichen Unfälle vermutlich auf Alkohol am Steuer zurückzuführen sind.

Das bedeutet, dass Alkohol nahezu für jedes zweite im Straßenverkehr verlorene Leben verantwortlich ist. Diese Daten verdeutlichen, dass sich das Problem trotz der Bemühungen der letzten fünf Jahre verschärft hat und dringendes Handeln erforderlich ist.

Gestörtes Verhältnis zum Alkoholkonsum Das eigentliche Kernproblem schwerwiegender und sogar tödlicher Unfälle liegt in unserem Verhältnis zum Alkoholkonsum. Alkohol ist ein Beruhigungsmittel, das die Reaktionsfähigkeit der Gehirnzellen verlangsamt. Es beeinflusst eine Vielzahl neurochemischer Prozesse, wobei einige der ersten betroffenen Neuronen das Urteilsvermögen kontrollieren. Dieses Genussmittel ist tief in der europäischen Kultur verwurzelt und im Gegensatz zu anderen Drogen weitgehend akzeptiert, teilweise sogar glorifiziert.

Einige Studien zeigen, dass sich betrunkene Fahrer gegen eine kategorische „Trunkenheit am Steuer”-Identität wehren, um ein legitimes Selbstverständnis aufrechtzuerhalten.

Defätismus oder pragmatische Lösungen?

Doch in der Praxis zeigt sich, dass Fahrer, die besorgt darüber sind, dass Alkoholkonsum am Steuer ihre eigene Sicherheit gefährdet, seltener zu diesem illegalen Verhalten neigen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Ausbildung von Führerscheinbewerbern verstärkt auf die Auswirkungen von Alkohol und anderen psychoaktiven Substanzen auf das Fahrverhalten eingeht.

Um diesem Problem angemessen entgegenzusteuern, wäre es angebracht, die geltenden Maßnahmen gegen Alkohol am Steuer zu verschärfen. Eine mögliche Maßnahme wäre die Senkung der erlaubten Grenze im Blut von 0,5 Promille auf 0,2 Promille. Darüber hinaus sollte „Null-Toleranz” für Alkohol während der zweijährigen Probezeit sowie im Allgemeinen für Berufsfahrer gelten. Diese Forderungen zielen darauf ab, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen und das Bewusstsein für die Gefahren des Alkoholkonsums am Steuer zu stärken.

Darüber hinaus könnten höhere Geldstrafen für Verstöße sowie weitere Punktabzüge zusätzliche Abschreckungsmittel darstellen, um gefährliches Verhalten am Steuer zu verhindern.

Zusätzlich sollte das Angebot nächtlicher Transportmöglichkeiten überall im Land gleichermaßen zugänglich oder vorhanden sein. Tatsächlich verfügt bis jetzt nur die Hälfte der Gemeinden über einen Nachtbus-Service. Um die Gemeindeverantwortlichen zur Einrichtung eines solchen Systems zu ermutigen, wäre es wünschenswert, dass die vom Verkehrsministerium gewährten Subventionen signifikant erhöht werden. Diese Maßnahme würde die Bürger dazu ermutigen, auf das Fahren unter Alkoholeinfluss zu verzichten, was wiederum zur allgemeinen Sicherheit im Verkehr beiträgt.

Es liegt noch viel Arbeit vor uns, damit das ehrgeizige Ziel der „Vision Zero” erreicht werden kann. Dieses sieht vor, die Anzahl schwerer Verletzungen und Todesopfer im europäischen Straßenraum bis 2050 auf null zu reduzieren. Von diesen Zahlen sind wir in Luxemburg noch weit entfernt. Deshalb ist ein sofortiges und entschlossenes Handeln erforderlicher denn je. Dies auch zum Schutz unserer Kinder.

Cécile Hemmen ist LSAP-Abgeordnete, Amir Vesali ist parlamentarischer Mitarbeiter der LSAP.